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Von Deutschland nach Tansania: Partnerschaft für Afrika

Im Frühling durfte ich mit den Gründern von «Partnerschaft für Afrika», Friederike und Günter Heidenhof, das wunderbare Tansania bereisen. Gleichzeitig besuchten wir die verschiedenen Schulen und Waisenhäuser, die das Paar ins Leben gerufen hat. Ich habe Friederike Heidenhof ein wenig zum Projekt ausgefragt.



Nathalie

Nathalie Sassine CEO webook.ch

Nathalie Sassine reiste nach Tansania und interviewte Friederike und Günter Heidenhof, die Gründer von „Partnerschaft für Afrika“, um mehr über ihre Projekte und Visionen zu erfahren.

Ich liebe die Geschichte, wie das Projekt «Partnerschaft für Afrika» gestartet ist. Magst du sie nochmal erzählen?

Alles fing damit an, dass ich in Tansania auf tolle Leute gestossen bin, die versucht haben, aus eigener Kraft etwas zu verändern und sich um Kinder in Not zu kümmern. Beispielsweise die Familie, die neben ihren vier Kindern immer weiter Waisenkinder in die Familie aufgenommen haben, die wegen HIV/AIDS ihre Eltern verloren hatten. Vater Bauunternehmer, Mutter Krankenpflegerin. Es wurden schliesslich so viele Kinder, dass sie ein eigenes Haus in ein Waisenhaus umfunktioniert haben. Oder die Ordensschwester Sr. Agreda Mosha, die zu den Hochzeiten der AIDS-Epidemie zu den verarmten, kranken und verwahrlosten Menschen in die Hütten «gekrochen» ist, um ihre Not zu lindern. Sie hat sich der Kinder angenommen, die zu verhungern drohten, weil die Eltern todkrank waren oder schon verstorben. Davon gab es massenhaft viele.

Es war für mich unmöglich, nach meinem dreimonatigen Consultant-Aufenthalt einfach zum «Business as usual» in der deutschen chemischen Industrie zurückzukehren. Das tat ich zwar zunächst, aber später fiel dann gemeinsam mit meinem Mann die Entscheidung, dass wir auf ein Gehalt verzichten und ehrenamtlich den Verein «Partnerschaft für Afrika» weiter aufbauen wollen. Es war und ist einfach eine dringende Notwendigkeit, solche Leute, die ich vor Ort getroffen habe, finanziell und konzeptionell dabei zu unterstützen, ihrer Gesellschaft weiter dienlich zu sein, indem sie die vielen Kinder nicht einfach verwahrlost auf der Strasse sich selbst überliessen.

Beginn des Projektes

Kannst du in ein paar Sätzen fassen, was dich an Tansania, an der Situation der Kinder hier und an Afrika allgemein so bewegt hat?

Man sah zu der Hochzeit von HIV/AIDS in den 2000er Jahren Kleinkinder auf den Strassen in den Rinnsteinen liegen, die sich mit Klebstoffschnüffeln betäubt hatten, um den Hunger zu besiegen. Oder Kinder am Rande der Grossstadt, die auf bestialisch stinkenden Müllkippen nach Verwertbarem gesucht haben. Ein unerträgliches Bild, genau wie das der verzweifelten Eltern, die nicht mehr für Ihre Kinder sorgen konnten, weil sie zu krank waren. Ich habe da Bilder im Kopf und tatsächlich auch Fotos, die ich noch nie jemandem gezeigt habe, weil sie so erschütternd sind. Bewegt im negativen Sinne hat mich dann auch die Tatsache, dass viele einfach weggeschaut haben. Ach, Afrika. Wen betrifft das schon…..

Mit wem arbeitet ihr vor Ort?

Wir arbeiten im Grunde noch mit genau den Tansaniern zusammen, die ich damals getroffen und bewundert habe. Sr. Agreda ist nun im Ruhestand, aber rund um ihre Nachfolger haben wir ein tolles junges Team und ein Bildungsprogramm für Kinder in Not gebaut. Daraus ergab sich auch die Kooperation mit der katholischen Kirche und mit dem Erzbischof von Arusha haben wir so einiges auf die Beine gestellt. Mit der oben beschriebenen Familie Kimaro arbeiten wir ebenfalls seit 20 Jahren eng zusammen, die nächste Generation der vier Söhne leiten inzwischen die verschiedenen Projekteinheiten.

Und was ist seither alles passiert?

Seitdem haben wir mit Familie Kimaro zusammen eine Grundschule, ein Gymnasium, ein Waisenhaus, ein Jugend-Safehaus, Jugendwerkstätten und eine Farm aufgebaut. Diese Projekteinheiten funktionieren inzwischen weitgehend eigenständig und sind nachhaltig aufgestellt. Ein weiteres Waisenhaus (für HIV-positive Kinder) haben wir für die katholische Kirche aufgebaut und bauen dieses gerade weiter aus. Waisenkinder, die noch eine Restfamilie haben, betreuen wir in den Familien über unser oben erwähntes Bildungsprogramm. Die Förderung über Schule, Ausbildung, Studium bis zur Eigenständigkeit ist unser Ziel – entweder bis die jungen Leute einen Job haben, oder wir helfen ihnen bei der Existenzgründung für eine Kleinselbständigkeit.

Was hat sich in den letzten Jahren verändert in eurem Projekt?

Ist es einfacher geworden, oder eher schwieriger? Irgendwie beides: einfacher wird es, je mehr Erfahrung man gewinnt und je besser wir und unsere Projektpartner uns gegenseitig kennen. Schwieriger, weil es immer komplexer wird, je mehr eine Sache wächst. Inzwischen haben wir fast 150 Arbeitsplätze geschaffen (die sich weitgehend selbst finanzieren) und es entwickeln sich natürlich aus solch einem Unternehmen einige Fragestellungen, die man dann jeweils angehen muss. Unter dem Strich ist unsere Arbeit inzwischen eine Fulltime-Aufgabe, die aber unglaublich Spass macht. Zum Glück können wir so arbeiten, dass wir alle Kosten privat zusammen mit einem weiteren Spender tragen. So können wir sicherstellen, dass jede andere Spende zu 100 % den Projekten vor Ort zugute kommt.

Was ist die grösste Schwierigkeit, ein solches Projekt am Leben zu erhalten?

Die «Konkurrenz» ist gross und die Aufmerksamkeit für Afrika wird häufig überlagert von anderen Ereignissen. Wir haben aber das Glück, dass wir viele Spender immer wieder davon überzeugen können, dass es wichtig ist, vor Ort zu helfen, bevor die Probleme zu uns kommen. «Fluchtursachen bekämpfen» war lange in aller Munde, aber keiner wusste genau wie. Wir sagen immer, wenn wir mit Büchern und Bildern kommen und Perspektiven schaffen, dann möchte keiner fliehen, radikal werden oder sich prostituieren. Lässt man das mit den Büchern, passiert genau das. Perspektivlose Jugendliche destabilisieren ein Land und eine ganze Region, junge Menschen mit Job leisten einen Beitrag zu einer stabilisieren Gesellschaft. Unsere Schützlinge sind mittlerweile Lehrer, Krankenpfleger, Ärzte, Buchhalter oder IT-Fachleute. Dafür muss man immer wieder Interesse und Aufmerksamkeit wecken, um mit der sonst üblichen «Notfallkommunikation» mitzuhalten.

Du machst das mit deinem Mann, Günter. Wie gut funktioniert das als Paar? Wie teilt ihr euch auf?

Zunächst habe ich die Arbeit viele Jahre alleine gemacht, bevor mein Mann nach Eintritt in die Rente mit dazu gekommen ist. Schon immer war und ist er mir ein wirklich wichtiger Gesprächspartner und er muss sich manchmal schon kurz nach dem Aufwachen die neuesten Ideen anhören. Wir sind eigentlich 24/7 im Gespräch über die anliegenden Herausforderungen und er ist inhaltlich zu Hundertprozent up to date. Die Hauptarbeit liegt weiterhin bei mir, Günter kümmert sich um viele organisatorische Dinge, die mich sehr entlasten.

Was ist die grösste Freude an Partnerschaft für Afrika?

Es ist eine unfassbar grosse Freude zu sehen, welche Potentiale in Kindern stecken und wie man diese wecken und fördern kann. Ich werde nie im Leben mehr denken, dass jemand aus prekären Lebensverhältnissen es nicht schaffen kann, den Weg aus der Armutsspirale zu finden. Mit Unterstützung ist alles möglich: ehemals verwahrloste Kinder, die 15 Jahre später als professionelle Fotografen oder IT-Fachleute arbeiten oder von Missbrauch oder Zwangsheirat bedroht Mädchen, die nun in der Uni sitzen und ihren Master machen. Ein ehemaliges Maasai-Hirten-Mädchen, das nach Studium, Master und Doktorarbeit nun selbst Lektorin an der Uni ist. Oder Elektriker, Automechniker, Schweisser oder Maurer, die ihren Lebensunterhalt verdienen, eine Familie gründen. Das alles ist der Antrieb, immer weiterzumachen!

Was macht dir am meisten Bauchschmerzen für die Zukunft von Partnerschaft für Afrika?

Es gibt neben den schon nachhaltig aufgestellten Projekten (Waisenhaus und Schulen) das Bildungsprogramm und das Waisenhaus für HIV-positive Kinder, die sich nicht selbst finanzieren können und weiterhin von Spenden abhängen.

Wie ist die Zukunft gesichert?

Wir möchten die kommenden Jahre dazu nutzen, unsere Stiftung, die neben dem Verein existiert, weiter auszubauen. Der Verein sammelt Spenden für die laufenden Ausgaben, wie Schulgelder und Investitionen, die Stiftung hat einen Kapitalstock, dessen Erträge im Idealfall einmal einen substantiellen Beitrag zu den operativen Kosten des Waisenhauses und des Bildungsprogramms leisten soll. Wir haben unser Team so aufgestellt, dass wir sowohl in Afrika als auch in Deutschland junge Leute an Bord haben, die mitarbeiten.

Was kann ich aus Europa konkret für euch tun?

Da wir jedes Jahr viele Spenden benötigen, um die Schul- und Ausbildungsgebühren für alle Kinder zu bezahlen, sind wir über jede Spende froh. Es hilft enorm, wenn sich viele finden und sich die Spenden summieren. Daneben freuen wir uns über Zustiftungen für den oben beschriebenen Kapitalstock für die nachhaltige Zukunftsgestaltung. Beides ist natürlich steuerlich absetzbar und unsere Spender erhalten eine Spendenquittung.

Spendenkonto direkt

https://partnerschaft-fuer-afrika.de/de/spendenkonto/spendenkonto.html


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