Kolumbien Rundreise – Grosse Vielfalt in einem Land
Als unsere webookerin Sandra Studer ihrer Familie und ihrem Umfeld erzählte, dass sie nach Kolumbien gehe, waren die Reaktionen in etwa so: «Kolumbien? Bist du verrückt! Drogen, Gewalt, Diebstahl. Was willst du dort?» oder «Denkst du überhaupt an deine Familie? Was wenn dir was zustösst und du nicht mehr nach Hause kommst?» «Pass bloss gut auf deine Sachen auf! Nicht, dass dir jemand noch Drogen ins Gepäck schmuggelt.» Oft kam auch: «Also da würde ich nie hin gehen, aber du musst das selber wissen.»
Sandra Studer Travelagent webook.ch
Die webook-Reiseexpertin Sandra Studer reiste mit ihrer Familie durch Kolumbien und berichtet von ihren Erfahrungen und Eindrücken. Tel: 058 520 02 50
Ganz schön viele Vorurteile, oder? Aber sie dachte sich ganz bünzlig, «wenn Edelweiss Air direkt nach Kolumbien fliegt, kann es ja nicht schlimm sein». Also machte sie sich zusammen mit 11 weiteren Schweizer Reiseprofis auf, dieses wunderbare Land zu entdecken. Aber lest selbst!
Erster Edelweiss-Flug nach Bogota
Wir hatten das Privileg mit dem Erstflug von Edelweiss Air am 22. November 2023 direkt nach Bogota zu fliegen. Edelweiss Air fliegt neu bis Ende Mai jeweils mittwochs und sonntags im Dreieck mit Cartagena nach Kolumbien.
Die 10-Millionen Metropole Bogota liegt auf 2’640 m über Meer auf einem Hochplateau. Sie besticht vor allem durch ihr historisches Zentrum, La Candelaria genannt, mit seinen bunten Kolonialhäusern. Das Viertel ist sehr lebendig und bunt. Fast überall sieht man kunstvolle Street Art. Einen Abstecher machten wir auch auf den Hausberg Monserrate, welcher per Gondel oder Zahnradbahn erreichbar ist. Von dort aus hat man eine atemberaubende Aussicht auf die ganze Stadt. Das Häusermeer scheint schier unendlich…
Eines der wohl schönsten Kolonialdörfer ganz Kolumbiens ist sicher Villa de Leyva. Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Wunderschöne koloniale Häuser, gepflasterte Strassen und das älteste Kloster von Lateinamerika sind hier zu finden. Auf dem Weg von Bogota nach Villa de Leyva lohnt sich sicherlich ein Halt in Zipaquira, wo man die berühmte Salzkathedrale besuchen kann. Die Ortschaft ist noch heute ein Wallfahrtsort für die einheimische Bevölkerung. Vor allem zu Ostern und Weihnachten ist viel los.
Mehr als Pablo Escobar
Die einst gefährlichste Stadt der Welt Medellín hat eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Und das spürt man meiner Meinung nach auch noch. Die Einwohner versuchen zwar langsam Frieden zu schliessen mit Pablo Escobar und den Drogenkartellen, so ganz mag das aber noch nicht gelingen. Was man sich aber bei einem Besuch Medellíns nicht entgehen lassen sollte, ist die Comuna 13 im Viertel San Javier. Über Jahre hinweg herrschte hier ein blutiger Krieg zwischen paramilitärischen Gruppen und Drogenkartellen. Dieser fand im Jahr 2002 mit der Operación Orión, eine der grössten kolumbianischen Militäraktionen, ein Ende. Viele Kämpfer, aber auch Zivilisten verloren ihr Leben. Seitdem hat sich das Viertel aber zu einer Attraktion mit viel Hip Hop, Musik, Cocktailbars, Souvenirs und ganz viel Street Art gewandelt. Nicht zuletzt auch wegen der 2011 eingeweihten Riesen-Freiluftrolltreppen.
Unweit der Riesenmetropole Medellín findet man die kontrastreichen Dörfer Peñol und Guatapé. Das einstige Peñol musste 1972 weichen, da das Wasserkraftwerk den Fluss Nare überflutet hatte, um mehr Strom für die ganze Region produzieren zu können. Die Bewohner wurden umgesiedelt und es entstand eine wunderschöne fjordähnliche Landschaft. Direkt neben den Damm findet man den riesigen Felsen «El Peñol», welcher auf über 740 Treppen bestiegen kann. Die Mühe lohnt sich, denn oben angekommen, hat man eine fantastische Aussicht.
Ein besonderes Highlight in dieser Region ist Guatapé. Ich habe noch nie so viele farbige Häuser und kunstvoll bemalte Hauswände auf einem Fleck gesehen. Hier lohnt es sich, etwas zu verweilen und die Szenerie auf sich wirken zu lassen und aufzusaugen.
Karibik für alle Sinn
Wer es karibischer mag, ist in Cartagena genau richtig. Hier scheint das ganze Jahr die Sonne und es ist angenehm warm. Man kann beispielsweise einen Bootsausflug zu den Islas del Rosario machen und einfach mal die Seele baumeln lassen. Aber auch das Kulturelle kommt nicht zu kurz. Denn auch Cartagena hat eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Zeuge davon ist unter anderem die Festung, welche man besuchen kann. Aber auch ein Spaziergang durch die Altstadt mit seinen 3 Vierteln «El Centro», «San Diego» und «Getsemani» lohnt sich auf jeden Fall. Die Altstadt ist ausserdem fast komplett von einer begehbaren Stadtmauer umgeben. Hier kann man sich wirklich treiben lassen: Shopping, dem geschäftigen Treiben auf den Märkten zu schauen, fein Essen gehen und einfach geniessen. Auch am Abend fühlt man sich sicher und muss keine Angst haben.
Fazit: Kolumbien wird seinen Vorurteilen nicht gerecht. Wenn man sich an die Regeln hält, wie beispielsweise in den grossen Städten am Abend nicht allein zu Fuss unterwegs sein, seine Wertsachen immer im Blick zu haben und nicht aufzufallen, kann man sich sicher fühlen. Was sicherlich nicht empfehlenswert ist, ist eine Mietwagenrundreise durchs Land. Die Strassen sind zum Teil schon recht holprig und der Verkehr darf nicht unterschätzt werden. Vor allem in den grossen Städten wie Bogota und Medellín, wo zigtausende Autos, Mofas und Fahrräder unterwegs sind und das nach dem Motto «der ender isch der gschwinder». Wer aber reiseerfahren ist und eventuell noch ein paar Brocken Spanisch spricht, ist hier genau richtig. So viel Vielfalt wie hier habe ich noch selten gesehen und das nicht nur wegen den Temperaturunterschieden von 10 Grad zu 35 Grad. Ein spannendes, faszinierendes, touristisch noch nicht überfülltes Land wartet darauf, entdeckt zu werden.
Sandra Studer
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Foto & Filmcredits, Copyright, Bildnachweis, Urhebernachweis – Sandra Studer
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